Joachim Eggers 24.01.2013 20:42 Uhr
Red. ,
Immer wieder stinkt der Brettersche Graben
Erkner (MOZ) Die immer wieder auftretende Geruchsbelästigung im Bretterschen Graben soll jetzt im Rahmen eines Planfeststellungsverfahrens angegangen werden. Ob das der richtige Weg ist, war im Bauausschuss umstritten.
Manfred Stachowiaks Grundstück in der Wuhlhorster Straße grenzt an der Rückseite an einen Kanal, der vom Karutzsee zum Bretterschen Graben führt. Am Dienstag hatte Stachowiak ein seltsames Erlebnis. Gegen Mittag war nichts auf dem Eis zu sehen. Aber anderthalb Stunden später, gegen 13.30 Uhr, sah und roch der Erkneraner eine "üble Brühe" auf dem Eis. Die Herkunft war für Thorsten Weidner, den Geschäftsführer des Wasser- und Landschaftspflegeverband (WLV) Untere Spree, kein Geheimnis: Es kommt aus dem Bretterschen Graben, wo das Wasser zurückgedrückt wird, weil es wegen der Eisbildung nicht in die natürliche Richtung - Dämeritzsee - abfließen kann.
Weidner war in den Bauausschuss eingeladen worden, um zu berichten, was der WLV getan hat und noch tun will. Im vergangenen Winter habe der WLV - wie angekündigt - den Graben massiv freigeholzt und in großem Umfang entschlammt; 2013 solle noch am Bildungszentrum in der Seestraße freigeholzt werden. "Das wird aber nicht die Lösung sein", dämpfte Weidner gleich die Erwartungen. Er empfahl, eine Planfeststellung zu beantragen und ein Planungsbüro mit der Suche nach kleinteiligen Lösungen zu beauftragen.
Landwirt Volker Schmohl sieht das Problem ganz anders. Er warf dem WLV, wie schon seit Jahren, mangelnde Instandhaltung des Grabens vor. "Eine Schlammauflage von 1 bis 1,30 Meter füllt den Graben, die muss raus", sagte Schmohl. Außerdem gebe es noch eine ganz andere Ursache: Berlin betreibe an der Schleuse Mühlendamm "eine Aufstauung, die hier dafür sorgt, dass das Wasser stehen bleibt". Hilfreich wäre aus seiner Sicht auch die Reaktivierung des alten Schöpfwerks an der Stelle, an der der Graben einst von der Spree abzweigte. "Würden Sie denn das Schöpfwerk betreiben?", fragte der Ausschuss-Vorsitzende, Reimer Hoffmann, den Landwirt. Schmohl lehnte ab - mit Verweis auf die Berliner Verantwortung für die Zustände.
Wann genau die Geruchsbelästigung entsteht - dazu gibt es ganz unterschiedliche Wahrnehmungen. Peter Catholy von der SPD, der fast täglich an dem Graben entlang geht, sagte, im Bereich der Buchhorster Straße sei deutlich weniger Geruch festzustellen als an der Seestraße - obwohl dort das Regenwasser, das in den Graben gelangt, schon durch eine Sedimentationsanlage gereinigt wird. Lothar Kober (Linke) sprach sich, wie Weidner, gegen ein Planfeststellungsverfahren aus. Gefragt sei vielmehr genaue Kenntnis der örtlichen Verhältnisse. Am Ende lief es auf einen Kompromiss-Vorschlag hinaus, den Catholy machte: Man sollte alle sachkundigen lokalen Akteure an einen Tisch holen und das Problem genauer eingrenzen. Bürgermeister Jochen Kirsch sagte, die Stadtverwaltung werde sich um Fördermittel für ein Planfeststellungsverfahren bemühen.